Wie ich schon oft betont habe, ist das Erlernen einer Fremdsprache auch immer mit Emotionen verbunden. Positive oder negative Emotionen werden dabei in unserer Schulzeit von unseren Lehrern und Mitschülern geprägt und so werden wir für lange Zeit konditioniert. Wir haben Angst uns zu blamieren, weil wir sprachlich noch nicht so weit sind, wie so mancher Mitschüler oder Mitschülerin. Wir wollen aber vielleicht auch nicht zeigen, was wirklich in uns steckt, aus Angst als Streber oder andersartig abgelehnt zu werden, weil wir Wörter anders aussprechen – im positiven Sinne also. Dieses Verhalten und die Angst vor Ablehnung oder Versagen wird Teil unserer inneren Welt. Diese Konditionierung später wieder abzuschütteln ist schwierig, aber mit ein bisschen Disziplin immer möglich.
Nicht jeder von uns strotzt nur so vor Selbstvertrauen und redet gerne vor anderen in der Öffentlichkeit in einer fremden Sprache, die er oder sie noch gar nicht beherrscht. Das verlangt uns Erwachsenen schon immens viel ab, aber von Heranwachsenden noch unglaublich viel mehr. Echtes Selbstvertrauen haben wirklich nur die wenigsten und oft wird dies durch ständiges „Kleinmachen“ durch uns selbst und unsere Umwelt noch weiter geschmälert. Ich möchte an dieser Stelle gar nicht weiter auf die Schuldigen und eingehen, denn das ist doch sehr viel komplizierter, dennoch legt es den Grundstein dafür, dass wir – zumindest was unsere Aussprache angeht in ein „rabbit hole“ abtauchen und hoffen, dass wir nie wieder da raus müssen. Wir vermeiden daher jeglichen Kontakt zur Sprache und bleiben damit auch in unserer Aussprache auf Distanz zur echten Erfahrung durch das Eintauchen in den Rhythmus und die Betonung.
Natürlich werden an unseren Schulen Fremdsprachen nicht nur von Muttersprachlern unterrichtet. Wir haben viele großartige Lehrer und Dozenten, die hier tolle Arbeit leisten. Dennoch sind wir eben keine Engländer, Iren oder Amerikaner. Wir können demnach auch nur die Aussprache vermitteln, von der wir glauben, dass sie stimmt und wie wir sie gelernt haben. Die englische Sprache umfasst ca. 1.022.000 Wörter und jedes Jahr kommen zwischen 1.400 und 5.000 neue Worte dazu, ältere werden ungebräuchlich. Keiner kann all diese Worte in korrekter Aussprache jemals gehört und selbst gesprochen haben. Wie in der deutschen Sprache auch, beschränken wir uns daher auf die üblichen, was immer noch die Hälfte der Gesamtanzahl ausmacht. Neben der Vermittlung der Laute gemäß dem Alphabet und der Lautabfolgen, Verdopplungsregeln, etc. gehört es einfach dazu sich in einer Sprache hinein zuhören. Wenn wir Worte allerdings noch nie korrekt ausgesprochen gehört haben oder vielleicht auch noch nie selbst gesprochen haben, dann sind Fehler der Intonation und Lautabfolge völlig normal. Die Lieblingsworte, die dabei in meinem Unterricht immer wieder falsch ausgesprochen werden sind zum Beispiel determination, knowledge und discretion.
Ich bin immer auf der Suche nach neuen Herangehensweisen und Tipps für meine Schüler und Studenten und möchte aber dennoch hier zusammentragen, was wir gemeinsam erfolgreich umsetzen konnten.
Ich singe, was ich nicht sagen kann, heißt es in einer alten Weisheit und das kann ich nur unterschreiben. Singen macht nicht nur glücklich, es hilft uns auch über schwierige Wörter hinweg zu gehen. Lautes Singen und natürlich ein Imitieren der Betonung, also ein Nachahmen dessen, was gesungen wird, wirkt Wunder. Singen Sie also laut mit und versuchen Sie dabei zu klingen, wie die Person, die den Song singt – zumindest was die Aussprache angeht.
Netflix, Amazon Prime, TikTok & Co. ermöglichen uns eine völlig neue Welt des Lernens, ohne dass wir uns dessen wirklich bewusst sind. Stellen Sie die Sprache auf Englisch um (gerne auch zu Beginn mit Untertitel) und pausieren und wiederholen Sie Satz für Satz, was gesagt wurde, bis sie klingen, wie der Schauspieler. Bedenken Sie auch, dass die Person im Film bestimmt um vieles schneller spricht, als es Ihnen Beginn möglich ist. Wiederholen Sie also zunächst in ihrer eigenen Geschwindigkeit und nähern Sie sich auch langsam dem Sprechtempo an. Vielleicht haben Sie auch ein Lieblingszitat? Noch besser. Üben Sie dies solange, bis es „echt“ klingt.
Wir lesen ja leider seit Jahren viel zu wenig und lassen uns nur zu gerne passiv berieseln. Wenn wir lesen, dann nur für uns, was den offensichtlichen Nachteil hat, dass wir das Wort selbst noch nie geformt haben. Damit wissen wir zwar mit unserem Verstand genau, wie sich das Wort anhören soll, aber das heißt noch lange nicht, dass wir das auch selbst können. Lautes Lesen ermöglicht uns daher auch die sofortige Selbstkontrolle. Zudem geht der Klang über das Gehör leichter ins Langzeitgedächtnis und der Nachklang ermöglicht das Abrufen der Vokabel in der korrekten Aussprache beim nächsten Mal.
Wie gerne würde ich Ihnen jetzt raten einfach nach England oder Irland zu reisen und sich täglich mit den Menschen zu unterhalten, abends im Pub zu feiern und Ihr Englisch beim Einkaufen unter Beweis zu stellen, aber das ist zurzeit leider nicht möglich und wer weiß, wie lange das nicht der Fall sein wird. Learning by doing ist nach wie vor die schnellste und effizienteste Methode eine Sprache zu lernen, weil man sofortiges Feedback der Einheimischen hat, ob man wirklich verstanden wird und man kann sich zudem an dem herrlichen schottischen Akzent oder dem Londoner Cockney erfreuen und es auch selbst einmal probieren. Vielleicht möchten Sie sich uns anschließen und einmal bei einer online Pub-Session dabei sein? Hier wird englisch gesprochen und wir unterhalten uns über alltägliche Themen oft auch mit Spielen oder einem Gast, der über sein Leben oder Beruf berichtet und das ganze bequem von Zuhause aus mit einem Gläschen Ihrer Wahl.