Bettina Schropp geboren in den 70igern im Allgäu hat ihren unbändigen Wissensdurst und die Lust auf Neues zum Beruf gemacht oder besser gesagt, sie hat daraus ein ganzes Portfolio kreiert. Sie ist Fremdsprachenkorrespondentin, Reisebloggerin, Autorin und Dozentin für Anwendersoftware aus unterschiedlichsten Bereichen.
Sie hat einen
Englischblog
zum Englisch lernen, erzählt von ihren Reisen auf ihrem
Reiseblog, und gibt
EDV Tipps und Tricks
für einen besseren Umgang mit dem Computer für Jedermann. Wer lieber offline lernt, kann sich mit ihren
Lehrbüchern
weiterhelfen. Eines ist bei ihrem Lebenslauf sicher, Bettina Schropp wird es nicht langweilig und alles begann mit ihrer Liebe für Sprachen.
Liebe Bettina zunächst herzlichen Dank, dass du mir für meinen Blog einmal Rede und Antwort stehst. Auch wenn uns das zunächst gar nicht bewusst war, so verlief unsere Geschichte ja ziemlich ähnlich und daher finde ich es besonders spannend mehr über dich zu erfahren und anderen zu erzählen, wie deine berufliche Lebensreise bisher verlaufen ist und welche unerwarteten beruflichen Chancen wir mit dem Lernen einer Sprache in unser Leben ziehen können.
JG: Wann hast du denn deine Leidenschaft für Sprachen entdeckt? War dir sofort klar, dass du deinem alten Leben den Rücken kehren willst und noch einmal neu durchstartest?
BS: Das war 2002. Ich habe damals studiert und mich auf ein Auslandsemester in Schweden vorbereitet. Da die Vorlesungen auf Englisch stattfinden würden, musste ich meine Englischkenntnisse auffrischen. Da ich aber auch Kontakt zu Einheimischen pflegen und möglichst viel über das Land und die Kultur erfahren wollte, habe ich auch Schwedisch gelernt. Das hat mir soviel Spaß gemacht, dass ich mich ab diesem Zeitpunkt regelmäßig mit Sprachen beschäftigt habe. Mit der Neuausrichtung meines Lebens hat es aber noch eine ganze Weile gedauert.
JG: Du hast in Nürnberg eine Ausbildung zur Fremdsprachenkorrespondentin absolviert. Wie würdest du die Ausbildung in Nürnberg nach heutigem Kenntnisstand bewerten?
BS: Fremdsprachenkorrespondenten werden heutzutage eigentlich nicht mehr gesucht. Sprachkenntnisse sind zwar sehr wichtig, aber es wird erwartet, dass man diese mit einer fachspezifischen Ausbildung mitbringt. Für mich war es hauptsächlich der Auslöser, anschließend nach Irland zu ziehen und dort einige Jahre zu leben und zu arbeiten.
JG: Erzähl doch ein wenig über die ersten Wochen in Irland. Was genau hast du dort gemacht und wo hast du gewohnt? Gab es so etwas wie einen Kulturschock? Was hast du am meisten vermisst? Hast du schnell Anschluss gefunden und habt ihr vielleicht noch Kontakt?
BS: Die ersten Wochen waren sehr stressig. Ich hatte mich von Deutschland aus beworben und bin für ein paar Interviews nach Dublin geflogen. Allerdings habe ich bereits nach dem ersten Interview ein Stellenangebot bekommen und sollte auch gleich anfangen. Ich habe zugesagt, meinen Rückflug nach Deutschland storniert und bin zunächst in ein Hostel in der Innenstadt gezogen - wo ich ein Zimmer mit 5 anderen geteilt habe, die zum Party machen in Dublin waren...
Die Wohnungssuche war sehr schwierig: Wohnraum ist knapp, die Mieten sehr hoch. Zudem haben gleichzeitig unzählige Studenten nach einem Zimmer gesucht.
Nach einer Woche (ich hatte meinen neuen Job bereits begonnen) bin ich in ein B&B umgezogen. Jeden Tag nach der Arbeit ging es zunächst in ein Internetcafé und auf WG Suche, bis ich endlich eine dauerhafte Unterkunft finden konnte.
Vermisst habe ich zunächst nichts, der Aufenthalt war ja nur für 2 oder 3 Jahre geplant. Für mich war das Ganze ein aufregendes Abenteuer.
Der Kulturschock kam nach 2 Jahren: Meine erste Anstellung war in einem internationalen Team, die Mitbewohner in meiner WG zwar alle englischsprachig, aber auch zusammengewürfelt aus Iren, Schotten und Engländern. Nach 2 Jahren habe ich in ein kleines, irisches Unternehmen gewechselt, in dem ich der einzige Ausländer war. Zum ersten Mal hatte ich nun ausschließlich irische Kollegen und irische Kunden. Zu diesem Zeitpunkt gab es dann auch die volle Dosis Kulturschock.
Anschluss zu finden war kein Problem: Meine Mitbewohner in der WG waren sehr nett, meine neuen Arbeitskollegen waren alle selbst Ausländer und auf der Suche nach Kontakt. Mit manchen habe ich auch heute noch Kontakt, aber nur eine Freundin davon wohnt noch in Dublin.
JG: Was war der Moment, an dem du bisher für deine Sprachkenntnisse am dankbarsten warst?
BS: Ende 2020 als ich beschlossen habe, mich selbständig zu machen. Ohne meine Englischkenntnisse hätte ich keine Bücher geschrieben und keinen Blog angefangen. Nun aber hatte ich sogar 3 Blogs und mehrere Bücher und habe außerdem viel über Webdesign gelernt.
JG: Warum bist du dann wieder zurück nach Deutschland? Gab es einen bestimmten Auslöser?
BS: Mein Aufenthalt in Irland war immer als zeitlich begrenzt geplant, ich wollte nie Auswandern. Dass es dann 6 Jahre geworden sind, hat mich selbst überrascht.
JG: Du hast zahlreiche Lehrbücher für den Bereich Business English, E-Mails, Grammatik, usw. Für wen sind diese Bücher gedacht bzw. wer kauft überwiegend deine Bücher?
BS:Meine Englisch Bücher richten sich an Personen, die bereits Englisch Grundwissen besitzen und nun bestimmte Bereiche oder bestimmte Themen verbessern oder auffrischen möchten. Die Bücher werden von Erwachsenen und von Schülern gekauft.
JG: Wie würdest du mit der Kritik umgehen, dass es für eine deutsche Muttersprachlerin doch eher vermessen scheint ein Buch zur Verbesserung der englischen Sprache zu schreiben?
BS: Naja, wenn man ein Buch über eine Sprache schreibt, muss man diese Sprache natürlich sehr gut beherrschen. Aber die Sprachkenntnisse sind nicht die einzige Anforderung. Man muss auch gut erklären können. Und man sollte auch wissen, welche Probleme jemand haben könnte, der diese Sprache lernt - und warum diese Probleme überhaupt auftreten. Auch Muttersprachler kommen da an ihre Grenzen. Kurz gesagt: Jeder, der eine Sprache unterrichtet, wird sich in irgendeiner Form weiterbilden müssen. Einfach nur eine Sprache - und sei es die Muttersprache - zu sprechen, reicht nicht.
JG: Was würdest du heute jemandem raten, der mit seiner Leidenschaft für Sprachen insbesondere der englischen Sprache, Geld verdienen möchte?
BS: Englisch Lehrer und Englisch Dozenten wird man immer brauchen. Allerdings ist der Markt für Englisch an sich relativ gesättigt. Wer nicht angestellt ist, braucht auf jeden Fall ein zweites Standbein.
JG: Du bist auch als Reisebloggerin tätig. Wie hat sich dieser Wandel vollzogen und was bedeutet das für dich heute?
BS: Ich bin immer gern gereist, fremde Kulturen und Sprachen interessieren mich. Eigentlich war der Reiseblog eine logische Weiterentwicklung. Nur von Englisch alleine könnte ich nicht leben. Der Reiseblog - und auch der EDV Blog - sind wichtige zusätzliche Einkommensquellen für mich.
JG: Wie sehen deine weiteren Pläne aus und was können wir von dir noch erwarten?
BS: Bisher hat sich mein Leben völlig anders entwickelt als geplant. Ich dachte immer, ich würde in einem kaufmännischen Beruf arbeiten, verheiratet sein und Kinder haben. Stattdessen bin ich selbständig, unverheiratet und kinderlos. Niemals hätte ich gedacht, dass ich aus dem Allgäu wegziehen würde, schon gar nicht ins Ausland. Dann habe ich 6 Jahre in Irland gelebt. Tatsächlich hat sich immer das eine aus dem anderen ergeben. Ich werde also weiterlernen und immer wieder neue Dinge ausprobieren (mein neuestes Projekt ist ein YouTube Kanal) - und schauen, wohin mich die Reise führt.
Herzlichen Dank liebe Bettina für das Interview und den Einblick in deinen bisherigen Weg. Wir sind gespannt, was sich in der Zukunft noch ergibt. Wer mehr über Bettina erfahren möchte, findet oben im Text den Link zu ihrer Seite.